DIY-Handyhalter für den Opel Adam
Dieser Artikel beschreibt die Konzeption und den Bau eines magnetischen Handyhalters inkl. Verlegung eines USB-Kabels für den Opel Adam an zentraler Position.
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Die heute erhältlichen Handyhalterungen für den Opel Adam haben mir allesamt nicht zugesagt. Entweder stecken diese in den Lüftungsschlitzen, an der linken A-Säule, im unteren Konsolenbereich oder können geklebt werden. Eine Halterung namens Dashmount sitzt zwar sehr zentral, erfordert aber als Ergänzung weitere Halterungen, die das Ganze dann klobig aussehen lassen.
Vorgaben
Ich wollte einen komfortablen, unauffälligen, stylischen Magnethalter mit einem ebenfalls unauffällig verlegten USB-Kabel, der horizontal zwischen den zentralen Lüftungsdüsen und vertikal zwischen Plastikblende und oberer Armaturenbrett-Polsterung positioniert ist. Außerdem sollten keinerlei irreversible Veränderungen im sichtbaren Bereich vorgenommen werden, so dass die Halterung notfalls rückstandsfrei entfernt werden kann.
Planung
Die Wunschposition erfordert ein sehr dünnes Haltermaterial, da zwischen Blende und
oberer Armaturenbrett-Polsterung (im Folgenden: "der Montageschlitz") kaum Platz
vorhanden ist. Trotzdem muss aber eine gewisse Steifigkeit vorhanden sein, damit die
Halterung das Gewicht eines größeren Smartphones zuverlässig tragen kann.
Außerdem muss das Material formbar sein, da ein Teil des Halters durch den
Montageschlitz gesteckt wird und der sichtbare Halterteil nach oben abgeknickt werden
muss (L-Form).
Um die Arbeit nicht unnötig ausufern zu lassen, wäre ein vorgeformter Gegenstand, der
der Form des benötigten Bauteils schon recht nahe kommt, ideal.
Die Anforderung an das Haltermaterial lautet also: Dünn, steif, formbar und vorgeformt.
Die Lösung hierfür ist verblüffend: Man nehme einen 40mm Spachtel mit rostfreier Klinge.
Die Klinge ist dünn, sie hat ausreichende Steifigkeit und kann warm geformt werden. Die
Form der Spachtelklinge (breite Basis, sich nach oben verjüngend) ist zudem ideal zur
Aufnahme eines entsprechend modifizierten Handy-Magnethalters. Die nötige Bohrung ist
ebenfalls bereits vorhanden.
Des Weiteren soll das Handy über ein USB-Datenkabel vollständig in das System (hier:
Android Car) integriert werden können. Es versteht sich von selbst, dass das Kabel dabei
unsichtbar im Inneren der Verkleidungen verlegt werden soll und nicht irgendwo
herumbaumeln darf.
Umsetzung
Bei allen Tätigkeiten ist unbedingt auf ausreichende Schutzkleidung und entsprechende Schutzmaßnahmen zu achten.
Materialliste
- Spachtel, 40mm rostfreie Klinge, möglichst mit genietetem Holzgriff
- WorCord KFZ Halterung, magnetisch, schwarz
- USB 3.1 Typ C Kabel, aufwärts/abwärts gewinkelt, USB Typ A 90° links gewinkelt, 98cm
- Mutterkappe, M4, Kunststoff, schwarz
- Lack oder selbstklebende Folie, schwarz
- Optional: 1m Alu- oder Stahl-L-Profil
- Optional: 2 Stück Kulissenscharnier mit losem Stift
Werkzeugliste
- Schutzkleidung: Arbeitshandschuhe, Schutzbrille, etc.
- Abkantbank oder -maschine (oder andere geeignte Hilfsmittel zum Kanten von Blechen)
- Trennschleifer
- Bohrmaschine
- Gasbrenner (Minibrenner, Küchenbrenner, etc.)
- Schraubstock
- Mini-Trennschleifer (Proxxon o.ä.)
- Eisenfeilen, klein, rund und flach
- Folienschreiber, permanent
- Sägeblatt einer Pucksäge
- Ahle / Dorn zum Durchpieken von Kunststoff
- Optional: Metallsäge
- Optional: Blindnietzange + Blindnieten
Optional: Abkantmaschine
Die folgenden Schritte können übersprungen werden, wenn bereits eine
Abkantmaschine/-bank vorhanden ist. In meinem Fall musste ich ein entsprechendes Gerät
zunächst bauen.
Das Prinzip ist einfach. Mit zwei Profilen wird das zu biegende Werkstück fixiert. Ein
drittes, mit Scharnieren an einem der fixierenden Profile befestigtes Profil, wird zum
Biegen verwendet. Dazu muss das L-Profil in drei etwa 20cm lange Stücke zersägt und die
Scharniere beispielsweise mit Blindnieten fixiert werden.
Spachtelklinge biegen
Zunächst muss der Griff vom Spachtel entfernt werden. Dazu werden die beiden Nieten aufgebohrt. Die Spachtelklinge wird nun mit der breiten Seite voran vorsichtig in den Montageschlitz eingeführt bis ein Widerstand (Anschlag) spürbar ist. Zur Vermeidung von Kratzern sollte dabei die Blende ausreichend geschützt werden. Dann wird die Einstecktiefe von oben her (also von der Armaturenbrett-Polsterung) mit einem Folienschreiber markiert. Dadurch hat das nach dem Biegen nach oben gebogene, längere Ende einen dem Biegeradius entsprechenden Abstand zur Armaturenbrett-Polsterung. Die Spachtelklinge wird nun mit der breiten Seite und genau an der gerade eingezeichneten Markierung in die Abkantmaschine (und diese ggf. in den Schraubstock) eingespannt.
Da das Klingenmaterial beim Kaltbiegen bricht, kann es nur warm gebogen werden und muss daher ausreichend erhitzt werden. Dazu wird die Klinge entlang der Biegestelle mit dem Gasbrenner durchgeglüht und dann vorsichtig um ca. 80° gebogen.
Kabelschlitz und Endbearbeitung
Die Anforderung, ein USB-Kabel einsetzen zu können, erfordert einen zusätzlichen
Arbeitsschritt. Hierbei wird mit dem Trennschleifer ein der Breite des Kabels
entsprechender Schlitz in das Blech geschliffen (s. Abb.). Dieser Schlitz dient der
Kabelführung und entlastet zugleich das Kabel von der von unten drückenden Blende. Das
Kabel wird also lediglich in die Armaturenbrett-Polsterung gedrückt.
Abschließend wird der schmale obere Klingenteil unterhalb des oberen Grifflochs
entfernt (bei mir war dieser Teil bereits bei einem Kaltbiegeversuch abgebrochen und ist
daher auf den Bildern nicht zu sehen), der Rest noch schön abgerundet, die Kanten
gebrochen und die Feinheiten mit den Feilen herausgearbeitet.
Da die Klinge noch recht unansehnlich ist, wird sie nun gereinigt und lackiert. Alternativ kann sie auch mit Klebefolie beklebt werden. Ich habe mich für eine Kombination aus 1K-Farblack und 2K-Klarlack entschieden.
Modifikation und Einbau des Magnethalters
Der verwendete Magnethalter ist üblicherweise zum Ankleben gedacht und
wird daher mit Klebefolie an der Sockelunterseite geliefert. Diese Folie wird nun
entfernt und gibt dadurch den Blick auf eine Schraube frei, die den Sockel mit dem
Kugelgelenk des Halters verbindet. Leider ist die Schraube derartig fixiert, dass der
Schraubenkopf aufgebohrt werden muss. Dadurch bleibt ein ca. 7mm langes Stück M4-Gewinde
übrig, das sich für die weitere Montage hervorragend eignet. Da der Gelenkkopf aber beim
Festziehen einer M4-Mutter auf dem Gewinde recht leicht anfängt sich mitzudrehen, muss
eine Möglichkeit geschaffen werden, das Gewinde zum Verschrauben zu fixieren.
Dazu schleift man mit dem Mini-Trennschleifer ein Schlitz in den Gewindeschaft, der
einen Schlitzschraubendreher aufnehmen kann.
Der Magnethalter wird nun mit entsprechenden Unterlegscheiben und einer M4-Mutter an die
Spachtelklinge geschraubt. Eine Mutterkappe verbirgt schließlich die Mutter.
Einbau des Handyhalters
Der Einbau erfordert das Entfernen der Plastikblende. Dazu muss der Fahrzeuginnenraum
insb. bei niedrigen Außentemperaturen aufgeheizt werden, um ein Abbrechen der
Haltezapfen zu vermeiden. Nach dem Entfernen des Warnblinkschalterkabels, kann die
Blende zunächst zur Seite gelegt werden.
Die Struktur, die den Handyhalter aufnehmen soll, besteht zum Teil aus weichem
Schaumstoff aber auch aus hartem Kunststoff. Beim Austesten der Biegekante stieß die
Klinge an diese Struktur, die in diesem Bereich nach unten abknickt. Genau in der
Knickkante wird nun mit dem Dorn ein der Breite des Sägeblattes entsprechendes Loch
gestochen. Dann wird das Sägeblatt hineingesteckt und der Knickkante folgend gesägt, bis
der Schnitt die Position und Breite (also ca. 40mm) der Handyhalterung erreicht hat.
Nun wird die Handyhalterung von vorne leicht in den gesägten Schlitz gesteckt und bis
zum Anschlag an die Armaturenbrett-Polsterung hineingedrückt. Nun wird noch eine kleine
Schraube von unten nach oben durch den Kabelschlitz geschraubt, um die Halterung zu
fixieren. Falls die Schraube nicht greifen will, kann mit dem Dorn nachgeholfen werden.
Verlegen des USB-Kabels
Das USB-Kabel kann mittels eines Drahtes vom Fußraum des Fahrers mit dem USB-C-Stecker
voran nach oben zur Halterung gezogen werden. Dort kann die Lage des Kabels noch
zusätzlich mit einem Kabelbinder fixiert werden.
Im Fußraum wird das Kabel einfach hinter der Verkleidung der Mittelkonsole versteckt
und fast unsichtbar zur USB-Buchse geführt.
Bevor die Blende wieder eingesetzt werden kann, sollte ein abschließender Funktionstest
durchgeführt werden. Hierbei wird auch die optimale Lage des USB-C-Steckers ermittelt,
wenn dieser im Handy steckt.
Beim Einsetzen der Blende ist darauf zu achten, dass das USB-Kabel nur in den
Kabelschlitz der Handyhalterung und damit in die Armaturenbrett-Polsterung gedrückt
wird.